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"Der elektrische Fernseher. Umwandlung von Lichtwellen in elektrische Wellen"
Linzer Volksblatt, 26. Februar 1898

Der elektrische Fernseher. Umwandlung von Lichtwellen in elektrische Wellen.

 

Ein polnischer Dorfsschulmeister hat einen Apparet erfonnen, dass, was nach dem Sprachengebrauche des Volles physich unmöglich ist, nämlich, dass man "ums Ed" sehen könnte, möglich macht. Er hat einen Apparet erfonnen, der optische Erscheinungen auf elektrischen Leitungen fortbildet und sie an entfernter Stelle wieder sichtbar macht.

Vor drei Jahren richtete der Dorfschullehrer Jan Szczepanik an das Reichs-Kriegsmiuisterium einen naiv geschriebene« Brief, in welchem er unter Beifügung von rohen Zeichnungen und unklaren Beschreibungen bat, man möge ihm Mittel geben, das Modell eines "Fernsehers" bauen und patentieren zulassen; dann werde er seinen Apparat der Heeresverwaltung unentgeltlich zur Verfügung stellen. So sonderbar das Schreiben war, so wies man doch nicht a li­mine ab und bestimmte den Mann, nach Wien zu komme, damit er seine Ideen vortrage. Allein in seiner Plumpheit vermochte er nicht zu wirken, so daß man ihm bedeutete, er möge ein Modell bringen, dann würde man mit ihm ernst unterhandeln. Ein hiesiger Ban­ quier, Herr Ludwig Kleinberg, erfuhr, daß der Dorfschullehrer in Wien umherirre und noch einem Manne suchte, der seine Abenteuer­ lichkeiten glauben und finanzieren wolle. Er ließ sich die Sache nicht verdrießen. Das Modell wurde nach Szczepaniks Angaben gebaut, heute ist es in sämmtlichen Culturstaaten patentiert.

Der „Fernseher" ist die Lösung eines Problems, au welchem Edison seit 24 Jahren arbeitet. Die Commission der Pariser Welt­ausstellung, welcher dieser Apparat angemeldet wurde,, bekannte, daß er der Clou sein werde.

Die Construction und das innere Wesen des Mechanismus hält der Erfinder geheim. Was er von seinem Geheimnis preisgibt, ist Folgendes: Der Fernseher hat die Gestalt eines Telephonkästchens. Sein Verfahren zur elektrischen Uebertragung eines Bildes oder Gegenstandes zum Zwecke der Sichtbarmachung in seinen natürlichen Farben an einem entfernten Orte wird dadurch gekennzeichnet, daß mittels zweier schwingender Spiegel in der Aufaahmsstelle da« zu übertragende Bild in eine Anzahl von Punkten, die eine endlose Linie bilden, zerlegt wird. Hierauf werden die Lichtverschiedenheiten der von den Bildpunkten ausgehenden Strahlen in der Aufnahmsstelle in Stromverschiedenheiteu umgesetzt. Diese letzteren sendet eine elektrische Leitung in die Empfangsstelle, wo sie wieder in Lichtverschiedenheiten umgesetzt werde, welche durch zwei mit den Spiegeln der Aufnahmsstelle synchron schwingende Spiegel wieder zu einem Bilde zusammengesetzt werden.

Bei dieser Beschreibung lässt sich nun Vielerlei denken. Der Erfinder theilt nicht einmal mit, ob sein Apparat mit Zuhilfe­ nahme von Selenplatten, denen ja bekanntlich die Eigenschaft, Lichtwelleu in elektrische umzuwandeln, innewohnt, coustruiert ist. Ec behauptet aber, daß die Experimente sammt und sonders ge­ lungen sind.

In der Pariser Weltausstellung wird er in einem eigenen Pavillon, der 10.000 Personen fasst, mit Zuhilfenahme des „Fernsehers" und eines Projectious-Apparates die gleichzeitig statt­ findenden Land- und Seemanöver der französischen Armee im Bilde vorführen.

Das „Wie" wäre noch interessanter als die Thatsache selbst. Aber das ist eben des Erfinders Geheimnis.

„Reichswehr".

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