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BENEKE, Klaus (Universität Kiel) : 
"Nipkow, Paul Julius Gottlieb 
(22.08.1860 Lauenburg, Pommern - 24.08.1940 Berlin)"


 

 


Paul Nipkow

 

 Die Vision einer Bildübertragung, ähnlich dem Telefon, hatte Paul Nipkow schon als Primaner in der Schule. Er begann 1882 ein Studium der Naturwissenschaften an der Universität Berlin, das er nach dem Tod seines Vaters aus finanziellen Gründen aufgeben mußte. Kurz davor hatte er 1884 ein Patent für ein „Elektrisches Teleskop" eingereicht, das erste Patent für ein „Fern"sehen. Die Grundlage dazu bildete eine Scheibe zur Bildabtastung, die mit spiralig angeordneten quadratischen Löchern versehen war („Nipkow-Scheibe"). Die rotierende Nipkow-Scheibe, die an dem zu übertragenden Bild zeilenweise vorüberwanderte zerlegte dieses in eine Folge von Hell-Dunkel-Signale. Nach dem Wehrdienst erhielt Nipkow eine Anstellung als Konstrukteur für Eisenbahnsicherungsanlagen bei der Firma Zimmermann-Buchloh in Borsigwalde, wo er bis zum Oberingenieur aufstieg. Er war ein begeisterter Anhänger von Flugzeugen, und baute in seiner Freizeit Modelle, die eine Ähnlichkeit mit Hubschraubern hatten. Dies lag daran, daß er im Gegensatz zu Otto Lilienthal (1848 - 1896), der den „Vogelflug" als Vorbild hatte, den „Insektenflug" favorisierte.

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Nach seiner Frühpensionierung 1919, widmete sich Nipkow ganz der Weiterentwicklung seiner „Nipkow-Scheibe". Siemens & Halske in Berlin erwarb 1930 sein Synchronisationspatent aus dem Jahre 1924. Die „Nipkow-Scheibe" wurde bis ca. 1940 neben elektronischen Bildzerlegern als Zerlegungs- und Zusammensetzungsorgan beim Fernsehen eingesetzt. Am 18. April 1934 wurde die erste Übertragung des Fernsehsenders 'Paul Nipkow' in der Krolloper in Berlin vorgestellt. 

 

Ab 22. März 1935 wurde täglich ein UKW-Fernsehversuchsbetrieb der Deutschen Reichspost gemeinsam mit der Reichsrundfunkgesellschaft durchgeführt. Ein knappes Jahr später kam es zum regelmäßigen Programmdienst des Fernsehsenders 'Paul Nipkow' in Berlin. Der Fernsehsender 'Paul Nipkow' hatte 1936 insgesamt 14 Mitarbeiter und verfügte über einen Jahresetat von 300 000 Reichsmark.

 

 

Paul Nipkow wurde 1935 in Anerkennung seiner Leistung zum Ehrenpräsidenten der neugegründeten Fernsehgemeinschaft bei der Reichsrundfunkkammer ernannt, und wurde dabei von den Nationalsozialisten zu deren Propaganda benutzt. Trotzdem verbrachte Nipkow seinen Lebensabend in bescheidenen Verhältnissen. Sein Erfindergeist war bis ins hohe Alter aktiv. Nach seinem Tod wurde Nipkow auf dem Friedhof III in Pankowbestattet. An dem Haus in der Pankstrasse 5, wo er von 1914 bis zu seinem Tode lebte, wurde 1998 eine Gedenktafel angebracht.

 

Dokumenten

 

NIPKOW, P. "Elektrisches Teleskop". Patentiert im Deutscchen Reiche vom 6. Januar 1884 ab, Patentschrift n°30105, Kaiserliches Patentamt, Ausgegeben den 15. Januar 1885.    (. - Quelle : DEPATISnet, Deutsches Patent- und Markenamt)

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NIPKOW, P (1885) "Der Telephotograph und das elektrische Teleskop",  Elektrotechnische Zeitschrift, 6: 419-425

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Literatur

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GOEBEL, G., "Paul Nipkow - Versuch eines posthumen Interviews", in Fernseh-Rundschau, 4, (1960), 8, pp. 334-348.

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GOEBEL, G., "Paul Nipkow", in Elektrotechnische Zeitschrift, 12 (1960), 20, pp. 490. 

HAGEMMEYER, F W,, "Information und Kommunikation". In: Troitzsch U, Weber W (Hg), Die Technik. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Unipart-Verlag, Stuttgart, 1987, pp. 420-432

​

"Nipkow, Paul Julius Gottlieb"in ROLLKA, B., SPIESS, V., THRIENE, B. (Hrsg.),  Berliner Biographischer Lexikon, Hemde und Spanersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin, 1993, p.298.

​

"Nipkow, Paul (Julius Gottlieb)" in KILLY, W. und VIERHAUS, R. (Hrsg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie,  K. G. Saur, München, Band 7, 1998, p. 421.

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WINKER K., Fernsehen unterm Hakenkreuz. Organisation - Programm - Personal, Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien, 1996.

Article publié dans la première édition du site "Histoire de la télévision", 14 janvier 2002

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