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R.E. LIESEGANG, "Ein Instrument zur Uebertragung 
eines Linsen-Bildes durch den electrischen Strom",  
Photographisches Archiv, n. 632, 1889, pp. 308-312.

 

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Voir l'article sur Raphael Eduard Liesegang

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In den letzten Wochen machten sich verschiedene Blätter, über ein Instrument lustig, welches -  wenn es erfunden wäre - es möglich machen würde zu sehen, was an einem entfernten Orte geschieht. - Man dachte dabei an einen ähnlichen Apparat, welcher gestattet, das in der Ferne Gesprochene zu hören: an das Telephon. Es ist mir nicht bekannt, dass schon Versuche zur Verwirklichung des obigen Gedankens gemacht worden sind, trotzdem dasselbe sehr nahe lag.

   

Die Erzeugung von Electricität durch Licht ist schon lange bekannt. Ich erinnere an das Photophon, in welchem der Leitungsdraht des Telephons durch einen Lichtstrahl ersetzt wird; dann aber hauptsächlich an die Versuche von Becquerel, und diejenigen, welche daraus folgten.

   

Trifft Licht auf eine von zwei Platin-, Silber-, Kupfer- etc. Platten, welche nach Art eines galvanischen Elements zusammen gestellt sind, so entsteht ein electrischer Strom. Becquerel verwendete ein derartiges Instrument zu Photometerzwecken was beweist, dass die Stärke, des Stromes genau proportional ist der Stärke des Lichtes.

   

Wird die belichtete Platte (sie sei mit A bezeichnet) in verschiedene Abteilugen a, b, c, d, e . . . getheilt, welche vollständig von einander isolirt sind, und werden dann einige von diesen (a, c, e . . . . ) belichtet, die andern (b, d . . . . ) nicht, so wird natürlich auch nur in a, c, e Electricität erzeugt. Leitet man nun diese durch Leitungsdrähte nach einer andern, analog construirten Platte A', welche sich in jeder Entfernung von A befinden kann, so wird dort auch in den entsprechenden Punkten a', c', e', . . . . (welche mit a, resp. c oder e verbunden sind) Electricität auftreten; in b', d' dagegen nicht (1)). Durch Ueberstreichen  der Platte A' mit irgend einer Substinz, welche durch die galvanische Zersetzung eine starke Veränderung der Farbe erleidet, lassen, sich dann in A' leicht die Theile a' c', e' von b', d' unterscheiden. Macht man a, b, c, d, e sehr klein, und wirft mit einer Linse ein Bild auf der Platte A, so erhält man auf Platte A' dasselbe Bild.

   

Es ist dies das Prinzip des Instruments. Ueber die Construction desselben möge das Folgende bemerkt werden.

   

Zunächst ist das Material, welches zur Herstellung der Platte A verwendet wird, zu prüfen.

   

Becquerel (2) verwandte 1839 und 1840 zu seinen. Versuchen Platin-, Gold- und Silberplatten, welche in eine saure oder alkalische FIüssigkeit getaucht waren. Verstärkt wird die Wirkung, wenn man diese Platten mit einem Farbstoff überzieht (3). Gony und Rigollet (4) construirten ein Element aus zwei Kupferplatten, von denen die eine oxydirt ist, und welche sich in der Lösung eines metallischen Chlorids,  Bromids oder Jodids befinden. Da die blanke (nicht oxydirte) Kupferplatte fast ganz unempfindlich gegen das Licht ist, können beide Platten exponirt werden. Ein solches Element erzeugt jedoch auch im Dunkeln einen schwachen Strom. Besser verwendbar für unsern Zweck ist die Anordnung, wo beide Kupferplatten oxydirt sind, aber nur die eine belichtet wird. Diese erzeugen im Dunkeln keinen Strom. Die Wirkung des Lichtes hierauf zeigt sich sofort am Galvanometer, und zwar erzeugt gewöhnliches Tageslicht mehrere Hunderstel Volt; directes Sonnenlicht etwa 1/10 Volt. Lichtflammen zeigen ebenfalls eine sehr bemerkbare Wirkung (5), und nach Versuchen mit gefärbten Gläsern ist der Apparat für alle leuchtende Strahlen empfindlich. In Lösungen von Chloriden und Bromiden sind diese Platten am empfindlichsten.

    Zwei Zinkplatten, welche sich im Wasser befinden, welches etwas Calciumcarbonat enthält, erzeugen unter denselben Umständen einen Strom (6); ebenso zwei im Wasser befindliche Selenplatten (7). 

   

Die Versuche von Niépce (8), Hankel (9),  Pellat (10),   und Laur (11) über die Verstärkung oder Verminderung der electromotorischen Kraft durch das Licht haben wenig Interesse für uns, da sie natürlich an Elementen gemacht wurden, welche auch im Dunkeln Electricität erzeugen. Interessanter ist die Benutzung der Lichtempfindlichkeit der Haloïdsilbersalze. Erzeugt man nämlich auf der Oberfläche einer Silberplatte Chlorsilber, so erhält man im weissen Lichte einen besonders starken Strom (12). lm gelben Licht entsteht kein Strom. Badet man jedoch vorher die Platte in einem Farbstoff, z. B. in Eosin oder Erythrosin, so erhält man auch im Gelb eine Abweichung der Galvanometernadel (12). lm weissen Licht ist die Stärke des Stroms bei gefärbten Chlorsilberplatten doppelt so gross, wie bei den nicht gebadeten. Man erzielt 0,04 Volt. Bei jodirten und bromirten. Silberplatten erhält man ohne Farbstoff 1/15 Volt (13); nach dem Baden in Eryth rosin aber 1/4Volt. (14).

  

Zu meinen eigenen Versuche verwendete ich vorläufig  nur das oxydirte Kupfer (15), welches sich in einer Chlornatriumlösung befindet; ich werde dieselben jedoch auch auf die empfindlicheren gefärbten Silbersalze ausdehnen. Bei der letzteren hat man natürlich zu berücksichtigen, dass sie sich rasch zersetzen. Die Platte müsste also häufig mit einer neuen Schicht überzogen werden, was beim Kupfer nicht nöthig ist.

   

Die Herstellung der Platte aus so vielen isolirten Theilen erscheint im ersten Augenblick mit grossen Schwierigkeiten verknüpft zu sein. Ein kleiner Kunstgriff erleichtert das jedoch sehr. Die Theile a, b, c, d, e .... werden gebildet durch die Enden von umsponnenen Kupferdrähten (resp. Silberdrähten), welche zugleich den Anfang der Leitung bilden. Dieselben werden in geraden Linien zusammengelegt und durch Uebereinanderlegen dieser Linien die Platte gebildet. Die Linien stellt man sehr leicht dadurch her, dass man den Draht um einen dünnen Carton wickelt, sodass eine Windung immer fest neben der anderen liegt, und dann die obere und untere Kante durchschleift. Man erhält so zwei Linien Die Dicke des angewandten Drahtes richtet sich nach der Empfindlichkeit der durch das Licht getroffenen Substanz. Je empfindlicher man also Platte A machen kann, desto feinere Bilder kann man erhalten.

   

Durch zweckmässige Eintheilung von A und Anbringung verschiedener nicht belichteter Platten (B) lässt sich die Unzahl der Leitungsdrähte leicht auf einige wenige reduciren.

   

Ueber die Platte A' möge bemerkt werden dass dieselbe in der gleichen Weise hergestellt wird (16) wie A. Selbstredend muss a mit a', b mit b', etc. verbunden sein. Es is dies nur mit geringen technischen Schwierigkeiten verknüpft. Ich weiss noch nicht, welche von den vielen Substanzen, welche zum Ueberziehen der Platte A' verwendet werden können, hierfür am geeignetsten ist; doch werden einige Versuche dies bald zeigen. Die Bedingungen derselben müssen sein :

    1. Dunkle Farbe, welche durch die galvanischen Zersetzung in eine helle übergeht, am besten Schwarz und Weiss. Nur auf diese Weise erhält man positive Bilder.

    2. Beim Aufhören der galvanischen Einwirkung muss sie rasch (am besten durch die sie umgebende Flüssigkeit) in den ersten Zustand wieder zurückkehren, d.h. wieder schwarz werden.

    3. Sie darf nicht lichtempfindlich sein, da sonst Platte A' ebenso wirkt wie Platte A, und so die Wirkung zerstört wird.

   

Es ist wahrscheinlich, dass eine Bromsilberplatte durch Platte A' ebenso zersetzt wird, wie durch directe Lichteinwirkung.

   

Zweckmässig wäre es vielleicht, Platte A viel grösser herzustellen, als A'. Man erhielte so feinere Bilder. Eine Einrichtung, um von A' aus die Linse richtig einzustellen, liesse sich auch leicht construiren.

   

Die Behandlung der Aehnlichkeiten dieses Instruments mit der Einrichtung des menschlichen Auges behalte ich mir vor.

 

 

 

 

 

La réduction de divers sels d'argent, et aussi de cuivre, donne naissance à des courants électriques, et inversement des courants électriques dans certaines conditions peuvent amener la réduction de ces sels. Liesegang a disposé une plaque de cuivre recouverte d'un revêtement de sels de cuivre de telle manière qu'une image focalisée dessus au moyen d'une lentille produisait des courants en différents points, variant en intensité avec le degré d'éclairement de cette partie de l'image. . Ces courants étant conduits à une seconde plaque, et là pareillement distribués, provoquent des réductions du sel recouvrant la plaque correspondant exactement aux réductions qui ont donné naissance aux divers courants ; c'est-à-dire qu'une image exactement analogue à une image photographique est produite à une distance indéfinie de l'objet original, et cette image éclairée et projetée sur un écran a permis d'exposer au public le succès de l'expérience.

(1) Für die unbelichtete Platte B muss natürlich auch eine entsprechende B' vorhanden und mit dieser verbunden sein.

(2) Becquerel, Compt. rend. 9 (1839) p. 145; p. 561. - La Lumière 1868.(*)   

 

(3) Minchin, Phot. News 1888. - Abney, Br. J. Photogr. 1888.  p.196

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(4) Gony und Rigollet, Compt. rend, 1888, p. 106 p.. 1470.

(5) Mittelst eines Spiegelgalvanometers kann man die Wirkung einer mehrere Meter weit entfernten Kerzenflamme auf das Element wahrnehmen.

(6) Minchin, Chem. News. 1880 p. 269.- Beibl. 1881 p. 139.-

(7) Sabine Phil. Mag. (5) V. (1878.) p. 401.-.

(8) Niépce, Phot. Arch. 1860. -

(9) Hankel, Wiedemann Ann. Phys. 1875. 1. p. 425. -

(10) Pellat, Compt. rend. 89. p. 227. - Beibl. 1879 p. 5. -

(11) Laur, Compt. rend. 93. p. 851. -

(12) Abney Br. Jour- Phot. 1888. p. 196. - Phot. Corresp.1888. p. 386.

(13) Egoroff.

(14) , Moser Wien. Monatsh. 1887. p. 373 Acad. Anz. 1887. N. 16. Zeitschr. phys. Chem. 1888. p. 101. - Journ. Chem. Soc. 1888.

(15) Dasselbe wird dargestellt, indem man die gut gereinigte Schicht über einen Bunsenbrenner hält, bis das anfängliche Irisiren einer gleichmässigen Färbung Platz gemacht hat. Man erhält so eine grösstentheils aus Oxydul gebildete, fest anhaftende braune Schicht. Weitere Oxydation vermindert die Empfindlichkeit ein wenig.

(16) A' besteht natürlich nur aus blanken Kupfer, nicht aus oxydirtem.

(*) [Il s'agit Edmond Becquerel, deuxième fils d'Antoine-César Becquerel, qui découvrit la piézoélectricité en 1819 et est considéré comme l'inventeur de l'électrochimie. Edmond Becquerel naît en 1822 à Paris. Bien que reçu à l'âge de 16 ans au concours de l'Ecole Polytechnique et à celui de l'Ecole Normale, il choisit la même année d'être le collaborateur de son père. Il fait des recherches sur l'électrochimie, la pyrométrie, la transmission de l'électricité.  Père et   fils se passionnent pour la luminescence, propriété de certains corps d'émettre de la lumière après avoir été éclairés. Si, par suppression de la source lumineuse, la luminescence disparaît : le corps est fluorescent ; si elle subsiste : le corps est phosphorescent.  Edmond succède à son père à la chaire de Physique au Muséum d'Histoire Naturelle. et entre à son tour à l'Académie des Sciences le 18 mai 1863. Il meurt à Paris en mai 1891. Son fils, Henri Becquerel (1852-1908) partagera le Prix Nobel de Physique en 1930, avec Pierre et Marie Curie, obtenu suite à leurs travaux sur la radioactivité.     Les principaux travaux d'Edmond Becquerel, et notamment [La] lumière, ses causes et ses effets ; 2 vol.,  F. Didot frères et fils, Paris 1867-1868  que cite Liesegang sont accessibles sur le serveur Gallica de la Bibliothèque nationale de France.]

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